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Firmengeschichte

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Buntpapierfabrik Aschaffenburg
Buntpapierfabrik Aschaffenburg
Amor Nebel wurde 1877 in Haibach im Spessart geboren, einem kleinen Dorf, nur 5 km von Aschaffenburg am Main entfernt.
Schon mit 14 Jahren kam er wie viele Kinder dieses Ortes in die Aschaffenburger Buntpapierfabrik, wo er sich durch seine dreizehnjährige Tätigkeit in den verschiedensten Abteilungen dieses Werkes profunde Kenntnisse in der Herstellung und dem Vertrieb von Buntpapieren erwarb.

Im Jahre 1904 konnte er dank seiner Tüchtigkeit, seiner umfassenden Fachkenntnisse und seiner persönlichen Lauterkeit von der Firmenleitung nach Wien geschickt werden, von wo er den Export in die damalige österreichisch-ungarische Monarchie und in den angrenzenden Balkanstaaten aufbauen sollte.
Mit Wissen und Genehmigung der Buntpapierfabrik A.G. betreute er im Anfang nebenher auch die Abnehmer eines Kunden der Buntpapierfabrik, der Firma A. Katzer, Buntpapier, Wien III.
Amor Nebel
Amor Nebel
Da jedoch die Umsätze sprunghaft anstiegen, entschloß sich die Geschäftsleitung der Buntpapierfabrik, eine selbständige Handelsvertretung für Österreich-Ungarn, einschließlich Böhmen und Mährens, für die Balkanregion zu planen und einzurichten. 1906 wurde diese Vertretungsfirma gegründet und der Leitung A. Nebels unterstellt. Die Adresse lautete Wien VII, Westbahnstraße 20.

Die Firma Franz Pristou war die erste und damals einzige Fachgroßhandlung für den gesamten Buchbindereibedarf in der österreichisch-ungarischen Monarchie und sie war ein bedeutender Abnehmer für Aschaffenburger Buntpapiere. Sehr wichtige Sorten waren u.a. Handmarmor und Türkisch-Marmor, Achat- und Gustavmarmorpapiere, Herrenhuter-, Kattun-, Bronzefirnispapiere u.a.
Franz Pristou eröffnete seine Firma ebenfalls im Jahre 1906, und zwar in der Kaiserstrasse 37. Schon 1908 übersiedelte er in die Schottenfeldgase 6. Laut einem noch existierenden Hauptbuch für die Jahre 1906 bis 1910 nahm der Betrieb einen raschen Aufschwung, der allerdings durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges im Jahre 1914 und die Einberufung Franz Pristous zum Wehrdienst unterbrochen wurde.
Er geriet schon zu Beginn des Krieges in russische Gefangenschaft, aus der er nicht mehr zurückkehrte. Die Firma wurde von 1914 bis 1916 als Witwenbetrieb weitergeführt .

Dienstzettel der k.k. Steueradministration Tätigkeitsgebiet vor 1914

Nach der Firmengründung nahm A. Nebel mit unermüdlichem Fleiß und größter Umsicht die Arbeit für die Buntpapierfabrik auf. Aus den Reiseadreßbüchern, kann man das immer größer werdende Arbeitsgebiet erkennen. Die folgenden Länder und Städte wurden besucht und dort Geschäftsbeziehungen angeknüpft: Das heutige Österreich und Ungarn, Böhmen, Mähren, Südtirol, Görz, Gradisca, Triest, Fiume, Krain, Kroatien, Slavonien, Bosnien, Serbien, Rumänien, Siebenbürgen mit den deutschen Städten Klausenburg (Cluj), Kronstadt (Brassov), und Hermannstadt (Sibiu), und er kam sogar bis Konstantinopel. Nach der Heimkehr von diesen beschwerlichen Reisen wurden auch noch die Wiener Kunden besucht und betreut.
Man erhält einen Begriff von dieser unglaublichen Arbeitsleistung, wenn man sich vergegenwärtigt, daß A. Nebel in dieser Zeit ein derart großes Gebiet erschlossen und sich durch seine häufigen Besuche dort einen dauernden und bedeutenden Kundenstock aufgebaut hat; wenn man auch einräumen muß, daß die österreichisch-ungarische Monarchie, besonders nach der Annexion von Bosnien und der Herzogowina im Jahre 1908 für den fleißigen, fachlich versierten Repräsentanten einer leistungsfähigen Buntpapierfabrik ein äußerst fruchtbarer Boden war.
1908 war die Übersiedlung in größere Räumlichkeiten in der Westbahnstraße 10 notwendig. Die Schüsse von Sarajevo unterbrachen die stetige Aufwärtsentwicklung der jungen Firma. Als deutscher Staatsbürger wurde A. Nebel in Wien vorerst nicht zum Kriegsdienst einberufen. Er nützte die Gelegenheit, die Handelsvertretung neu einzurichten und den Kriegsverhältnissen anzupassen, soweit die turbulenten Zeiten überhaupt eine geregelte Geschäftstätigkeit zuließen. Die in den vorangegangenen Jahren gewonnenen Kundenkontakte wurden außer in Österreich, so gut es ging auch in Böhmen und Mähren weitergepflegt.

Im Jahre 1916 trat die Witwe Franz Pristous an A. Nebel heran und bot ihm den Kauf ihrer Firma an. Ab 22. Dezember 1916 lautete die neue Firmenbezeichnung: "Fachgeschäft für Buchbindereibedarf Franz Pristou Nachfolger A. Nebel"; so blieb der Name Pristou im Firmenwortlaut erhalten. Am 1. August 1917 erfolgte eine weitere Übersiedlung in ein neues Lokal, Wien VII, Zieglergasse 29.
Im April 1918 wurde A. Nebel nach Hammelburg in Deutschland noch zum Kriegsdienst einberufen, kam aber wegen der Friedensschlüsse im November 1918 nicht mehr zum Einsatz. Seine Familie hatte er vor der Schließung seiner Geschäfte zu den Verwandten nach Aschaffenburg gebracht. Ende des Jahres 1918 kehrte Amor Nebel allein nach Wien zurück, um die Firma wieder in Gang zu setzen. Die Familie folgte erst 1920. Die ersten beiden Nachkriegsjahre waren unvorstellbar schwierig. Nach dem verlorenen Krieg herrschten sowohl in Österreich als auch in Deutschland Inflation und Hungersnot, die Geschäftstätigkeit wurde durch Devisengesetze und Einfuhrverbote erschwert. Erst 1923/24 konnte A. Nebel die ersten Versuche machen, seine Reisetätigkeit wieder aufzunehmen, zuerst nur innerhalb von Österreich, dann aber auch nach Jugoslawien. Diese Reisen wurden ein voller Erfolg, besonders für die Artikel der Buntpapierfabrik Aschaffenburg, die einerseits lieferfähig war, andererseits in Schweizer Franken fakturierte.

Hans Nebel
Hans Nebel
Nach und nach mußte die Firma F. Pristou Nachfolger A. Nebel mühsam wieder aufgebaut werden. Die steigenden Umsätze machten aber Hilfskräfte notwendig. 1923 trat der älteste Sohn Hans Nebel in die Firma ein, wurde aber in der Folgezeit für einige Jahre zur Vervollständigung seiner kaufmännischen und fachlichen Kenntnisse als Volontär in die Buntpapierfabrik Aschaffenburg geschickt.
1924 meldete sich ein ehemaliger Angestellter der Firma Pristou, Hans Wagenhofer, ebenfalls 1924 folgte die Tochter Else und 1928 wurde Walther Nebel in die Firma aufgenommen, wo er neben seinem Studium an der Hochschule für Welthandel vorerst halbtägig arbeitete. Nach der Währungssanierung 1924 durch Bundeskanzler Dr. Seipel und einer anfänglichen Aufwärtsentwicklung, kam es in Österreich in der Folgezeit zu einer Radikalisierung des politischen Lebens, die sich auch auf die wirtschaftlichen Verhältnisse auswirkte (Brand des Justizpalastes 1927). Es kam zur Weltwirtschaftskrise ("der schwarze Freitag"), dem so schmerzlichen Einschnitt in der wirtschaftlichen Entwicklung der Zwischenkriegszeit. Die Folgeerscheinung war eine globale Devisenbewirtschaftung mit Einfuhrverboten und -beschränkungen, Erlaubnisscheinverkehr und vieles andere.
Was derartige Maßnahmen für ein stark importabhängiges Unternehmen bedeuten, kann man sich vorstellen.

Kollektion Anfang der 30-er Jahre Inserat zur Buchausstellung 1926 in Salzburg

Von seiner letzten Reise im März 1932 in die Balkanstaaten kehrte A. Nebel schwer krank zurück und starb nach einer notwendig gewordenen Operation trotz ärztlicher Behandlung und Pflege am 21. August. Da die Tochter Else 1930 geheiratet hatte und aus der Firma ausgetreten war, gründeten die beiden Söhne Hans und Walther eine OHG, die aber auch für den Unterhalt der Witwe und das Medizinstudium des jüngsten Sohnes Rolf aufzukommen hatte. Walther Nebel
Walther Nebel
Auch die Durchführung der Hinterlassenschaft belastete in den ersten Monaten und Jahren nach dem Tod des Begründers die neue Firma. Trotz dieser privaten und äußerer Erschwernisse (z.B. die 1934 verfügte 1000-Mark Sperre) konnte sich das junge Unternehmen merklich entwickeln, und es wurde notwendig, größere Geschäftsräume zu suchen.
1937 erfolgte die Übersiedlung in ein neues Lokal, das sich in späterer Zeit sogar noch ausbauen und vergrößern ließ. Die Anschrift der Firma lautete ab dem 1. Dezember 1937: Wien VI, Kasernengasse 4 (die spätere Otto-Bauer-Gasse).
Im Jahre 1938 brachte der Anschluß Österreichs an Deutschland eine völlig neue Situation; die Währung wurde auf Reichsmark umgestellt, die 1000-Mark Sperre wurde aufgehoben u.v.a. Die gesamte wirtschaftliche Lage wurde durch den Anschluß an den großen deutschen Wirtschaftsraum grundlegend verändert. Die Importschwierigkeiten einschließlich der Devisenbewirtschaftung fielen weg, und besonders für jene Unternehmungen, die schon bisher mit deutschen Lieferanten zusammengearbeitet hatten, ergaben sich gute Aussichten, obwohl die Lieferungen an die österreichischen Abnehmer nunmehr mit den wesentlich höheren deutschen Inlandspreisen abgerechnet wurden.
Um diese Zeit machte sich auch Hans selbständig und trat aus der ererbten Firma aus. Ab 15. März 1939 zeichnete Walther Nebel als Alleininhaber der Firma Franz Pristou Nachf. A. Nebel. Zuvor hatte er sich 1938 mit seiner Frau Hedi verheiratet.

Hedi Nebel
Hedi Nebel
Alle diese Umstellungen und neuen Aufbauarbeiten wurden vom Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 unterbrochen. Im Juni 1940 wurde Walther Nebel zur Kriegsdienstleistung nach St. Pölten einberufen und 1941 nach Kreta überstellt. Von dort kam er auf dem Rückzug nach Versenkung seines Transporters in der Ägäis, nach einem äußerst beschwerlichen Fußmarsch über den Balkan und englische Kriegsgefangenschaft in Kärnten erst im Februar 1946 nach Wien zurück.
Seine Frau mußte inzwischen - obwohl geschäftlich unerfahren - trotz aller kriegsbedingten Schwierigkeiten wie Warenmangel usw., die Firma zu erhalten versuchen. Außer dem Firmeninhaber wurden nach und nach alle jüngeren männlichen Arbeitskräfte zur Wehrmacht eingezogen.
Unterstützt vom langjährigen Angestellten Herrn Wagenhofer gelang es aber, die Firma und ein einigermaßen brauchbares kleines Warenlager über den Krieg zu retten.
Nach der Rückkehr Walther Nebels aus der Kriegsgefangenschaft galt es vor allem, die doch beträchtlich reduzierten Lager wieder aufzufüllen. Da viele Lieferfirmen des In- und Auslandes kriegsbeschädigt oder zerstört waren, mußten neue Wege der Warenbeschaffung beschritten werden.

Der notwendig gewordene Wiederaufbau nach dem Krieg kann deutlich in drei Perioden unterteilt werden: Logo alt
altes Firmenlogo

Die erste Periode des Wiederaufbaues bestand darin, mit den primitivsten Mitteln und bescheidenen Kenntnissen der Herstellung aus den noch vorhandenen oder zu beschaffenden Rohstoffen das beste Endprodukt auf den Markt zu bringen, selbst wenn es im eigenen Betrieb produziert werden mußte. Die ausgezeichneten Beziehungen der Geschäftsführung zu Buntpaperfabrik Aschaffenburg und anderen in- und ausländischen Lieferanten ermöglichten nach Bekanntgabe der Rezepturen und Techniken nach kurzer Zeit die Herstellung von Handmarmorpapieren in vielen Farben und Mustern. Herr Alois Kristan, der 1946 als Lagerarbeiter aufgenommen worden war, machte sich rasch mit den nötigen Praktiken vertraut und leistete mit acht weiteren Hilfskräften geradezu Pionierarbeit. Schon mit diesem ersten Produkt konnte die Nachfrage kaum bewältigt werden.

Die zweite Aufbauperiode betraf das große Gebiet der Lohnveredelung. Hier ist zuerst die Beschaffung von Phantasiepapier, besonders von Weihnachtsphantasiepapier, zu nennen. Die Schülerinnen einer Klasse der Hochschule für angewandte Kunst lieferte die Entwürfe, die allgemein großen Anklang fanden. Ein entsprechendes Taschengeld förderte die Produktivität. Großdruckereien besorgten den Druck, wobei die Rohpapiere beigestellt werden mußten. Das Endergebnis fand einen sehr zufriedenstellenden Absatz. Rund 450 Muster sind in dieser Aufbauperiode herausgebracht worden, wobei der größte Teil davon mit einer Mindestmenge von 20.000 Bogen, 70x100 cm, je Muster belastet war. Weiters Lohnveredelungen betrafen Heftstoffe, Mattgewebe, Büchertuch und Schirting, wobei die verschiedenartigen Rohstoffe oder Halbfabrikate im Auftragverfahren durch Färben, Bedrucken, Prägen und sogar durch Beflocken und Kalandrieren veredelt wurden. Aber auch Werkzeuge und kleinere Maschinen wurden auf gleiche Weise beschafft, und man ließ beispielsweise Leimkessel, den Satori-Schriftkasten, Tischanleimmaschinen und Falzeinbrennmaschinen anfertigen.

Die dritte Periode des Wiederaufbaues umfaßt den Eintritt des Herrn Heinz Fauland am 1. Mai 1950 und in der Folge die Einrichtung einer Versuchswerkstätte. Bundesinnungsmeister Satori, der Walther Nebel freundschaftlich verbunden war, machte damals auf einen jungen Buchbindermeister in Graz aufmerksam, der dort ein neues Material entwickelt hatte, das er Knittermarmor nannte. Nach positiven Besprechungen einigte man sich und Herr Fauland übersiedelte nach Wien und trat zum vorgenannten Datum in die Firma ein. Mit großer Zielstrebigkeit, unermüdlichem Einsatz und besten Fachkenntinissen übernahm er die bisherige Handmarmorerzeugung, wo von dieser Zeit an auch Knittermarmor hergestellt wurde. Aber auch die schon lange erwünschte und geplante Einrichtung einer Versuchswerkstätte nahm mit Eintritt Herrn Faulands greifbare Formen an. Mit den stetig wachsenden Lagervorräten war ein Hauptanliegen der Geschäftsführung die Versorgung der Kunden mit den so unerhört wichtigen Musterkollektionen und Preislisten.
Es wurde ein "Original Heidelberger Druckautomat" angeschafft, da es sich ergeben hatte, daß Herr Fauland auch in drucktechnischer Hinsicht Bescheid wußte. So stand auch eine kleine Hausdruckerei zur Verfügung, die dann fast täglich zum Einsatz kam.
Die mit vermehrtem Personal herausgebrachten Gesamtkollektionen für Buchbinder, die Spezialkollektionen für Kartonagenhersteller, Papierhandlungen, Schaufensterdekorateure usw. wurden mit Begeisterung aufgenommen und haben sich deutlich auf die Umsatzentwicklung ausgewirkt.
Neben seinen eigentlichen Aufgaben im Betrieb befaßte sich Herr Fauland aber auch mit verschiedenen anderen einschlägigen Fragen, so daß mancher Buchbinder sich bei ihm Rat holen konnte. Er befaßte sich eingehend mit Dispersionsklebstoffen und mixte den bekannten HO 5-Leim.
Während seiner Arbeitszeit am "Heidelberger" entwickelte er ein Zusatzgerät, eine Heißprägevorrichtung zum besseren und rationelleren Prägen auf dem Drucktiegel. Sowohl dieses Gerät als auch die Hefa-Spannvorrichtung waren seine Erfindung und patentiert.

Außer dem innereren Aufbau galt es aber auch, neue Geschäftsbeziehungen ausfindig zu machen. Auf den internationalen Messen (vor allem Frankfurt, Düsseldorf und Hannover) wurde man immer mit den neuesten Entwicklungen konfrontiert. Eine der wichtigsten Entwicklungen, die auch die Buchbinder betraf, waren die Kunststoffe, insbesondere die Kunststoff- oder PVC-Folien.

Die Göppinger Kaliko- und Kunstlederwerke, die damals schon seit längerer Zeit von Pristou-Nebel in Österreich vertreten wurden, schlossen sich mit den leitenden Herren und Ingenieuren der Kötitzer Ledertuch- und Wachstuch-Gesellschaft, Kötitz (bei Dresden), zusammen, die nach Kriegsende nach Göppingen gekommen waren und errichteten in Eislingen (Württemberg) ein Kunststoffwerk, das PVC-Folien erzeugte. Diese Folien wurden neben diversen anderen Verwendungszwecken auch zur Herstellung von Bucheinbänden im Hochfrequenz-Schweißverfahren verwendet, und das neue Material machte auch die Entwicklung von neuen Klebstoffen und vor allem von neuen Prägefolien nötig.
Diese Aufgabe meisterte die Firma Leonhard Kurz, Fürth (Bayern), deren Interessen ebenfalls seit langem von der Firma Pristou-Nebel wahrgenommen wurden.

Im Jahre 1956 wurde ein gründlicher Umbau der Lagerräume, besonders aber auch des Verkaufsraumes und der Büros notwendig, der neben dem laufenden Betrieb die Nerven aller Mitarbeiter fast bis zum Zerreißen anspannte, in seinem Endergebnis aber als glücklich zu bezeichnen war.

 



Peter Simeons
Es ist auch gelungen, den Hoftrakt des Hauses Otto Bauer-Gasse 4 käuflich zu erwerben und einen Teil der Büroräume - teilweise sogar in Eigenarbeit - dorthin zu verlegen. Dies gelang hauptsächlich dank der Initiative und dem Arbeitseinsatz des Schwiegersohnes Herrn Peter Simeons, der im Jahre 1975 in die Firma eingetreten ist und sein Unternehmen, die Firma "Wiener Werbespezialitäten", eingebracht hat.

Im Vergleich mit den vergangenen Jahren war die Zeit ab 1975 von einer günstigen Wirtschaftsentwicklung geprägt, welche eine Zeit der Prosperität für Firma Nebel brachte und es erlaubte, die Marktposition gegenüber den Mitbewerbern zu festigen.

Herr Peter Simeons übernahm in zunehmendem Maß neben Herrn Walther Nebel die Firmenführung.

Durch diese Entlastung konnte sich Herr Nebel seinem Hobby, der Bucheinbandkunst widmen, war Mitglied der „Bibliophilen Gesellschaft“ und Redakteur der Zeitschrift „Der Österreichische Buchbinder“. Herr Walther Nebel verstarb im August 1990.

Herr Simeons konnte einerseits durch Hinzunahme von neuen Vertretungen, BN International und Bamberger Kaliko und andererseits durch betriebsinterne Straffung die wirtschaftliche Situation des Unternehmens wesentlich verbessern. Er strukturierte auch das Personalwesen komplett um und passte es den neuen Anforderungen an. Frau Maria Neulinger, welche schon bei der „Wiener Werbespezilitäten“ beschäftigt war, übernahm die Leitung der Buchhaltung. Weiters wurden drei bewährte Mitarbeiter für das Unternehmen gewonnen: Herr Udo Dangl als Kundenbetreuer und in weiterer Folge auch Prokurist, Frau Gertrude Zentner als Büroleiterin und Herr Dehu als Leiter des Verkaufs und des Expedits. Alle blieben bis zu ihrer Pensionierung im Team der Firma. Überhaupt waren die meisten wichtigen Angestellten über Jahrzehnte bei der der Firma, wie z.B. Frau Mittasch, die im Jahre 1943 als Lehrling aufgenommen wurde und ebenfalls bis zu ihrer Pensionierung der Firma Nebel treu blieb.

Die rasante Entwicklung auf dem Sektor der Kunststoffverarbeitung, welche sich bereits zu Beginn der 80er-Jahre abzeichnete, bewirkte wesentliche Umsatzsteigerungen bei den bisher vorwiegend im graphischen Bereich eingesetzten Materialien von Firma KURZ, dem weltweit führenden Hersteller von Heißprägefolien. Auch die in Österreich sehr stark vertretene Geräte- und Autozulieferindustrie sorgte in diesem Sektor für eine erfreuliche Umsatzentwicklung.

Anderseits trug die gegen Ende der 80er Jahre einsetzende Anti-PVC-Kampagne Schuld am langsamen aber stetigen Rückgang der Aufträge für die PVC-Produktionsstätte,die unter der Leitung von Werner Lebert stand, und hatte letztlich die Schließung dieser Abteilung der Firma Nebel zur Folge. Die dadurch freiwerdenden Kapazitäten wurden zu 100% in den Handelsbetrieb eingebracht.

Ende der 80-er Jahre entdeckte Herr Peter Simeons ein weiteres Geschäftssegment und übernahm die Produktlinie PANTA. Zuerst als unabhängige Firma geführt, wurde sie dann in die Nebel KG integriert. Das Programm umfasst bis heute Archivierungshilfen, Hänge- und Registermappen, sowie andere Organisationsinstrumente rund um den Büroalltag.

Circa zum gleichen Zeitpunkt begeisterte sich Herr Peter Simeons für eine zum damaligen Zeitpunkt völlig neuartige Technologie und zwar die der computerunterstützten Folienschneidanlagen. Dank seiner enormen Innovationskraft war die kleine Abteilung der Firma Nebel KG binnen kürzester Zeit so erfolgreich, dass 1990 die Firma Computergrafik mit eigenen Geschäftsräumlichkeiten in der Königseggasse gegründet wurde. Bei den Umbauarbeiten wurde ein verschüttetes Kellergewölbe entdeckt, welches in der Folge zu einem gemütlichen Weinkeller ausgebaut wurde, der von vielen Geschäftspartnern gerne besucht wurde und bereits legendär ist.

Durch die konsequent vorangetriebene Entwicklung der EDV wurde in den 90er Jahren der innerbetriebliche Ablauf mit dem Ziel umorganisiert, die Kundenzufriedenheit weiter zu steigern. So konnte die Auftragsabwicklung von der Erfassung bis zur Auslieferung durch Umstrukturierung der innerbetrieblichen Abläufe wesentlich verbessert werden. Auch das Bestellwesen wurde weiter optimiert und trug so zu einer noch effizienteren Lagerhaltung und somit höheren Verfügbarkeit der Waren für den Kunden bei. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass zu dieser Zeit das Unternehmen im EDV-Bereich einer der modernst ausgestatteten Betriebe in Österreich war. Nicht zuletzt Dank des mühevollen Einsatzes von Peter Simeons in enger Zusammenarbeit mit dem Programmentwickler Manfred Liebl, die es geschafft haben, ein für die Ansprüche optimal zugeschnittenes System entwickelt zu haben.

Mit dem Beitritt Österreichs in die EU am 1.Jänner 1995 fielen die Zollschranken endgültig weg und auch dieses Faktum hatte keinen unwesentlichen Einfluss auf die weitere Geschäftsentwicklung der Firma Nebel. Hatte man doch zuerst befürchtet, dass der Mitbewerb aus dem Ausland nun heftig auf den österreichischen Markt drängen werde, so erwies sich die neue Situation durchaus als ambivalent: die Transparenz mit dem Mitbewerb hatte auch zur Folge, dass Geschäfte mit dem Ausland zustande kamen und auch unsere inländischen Kunden eine bessere Vergleichsmöglichkeit haben.

Ende 1997 trat Herr Dkfm. Wissmann an die Geschäftsleitung mit dem Angebot heran, die Marke „Vienna-Leinen“ weiterzuführen. Die Entscheidung fiel nicht schwer, da wir schon längere Zeit das Produkt im Programm hatten und es europaweit einen guten Ruf genießt. Seit diesem Zeitpunkt ist „Vienna-Leinen“ unsere Hausmarke und wird exklusiv für Nebel KG produziert.

Zur Ausweitung der Geschäfte über die ehemaligen Grenzen hinaus trug und trägt zu einem nicht unwesentlichen Teil auch der Internet-Auftritt der Firma Nebel bei. Unsere Homepage www.nebel.co.at , eingerichtet und auch programmiert in endlosen Wochenenden und Abenstunden von Herrn Pierre Simeons, der im Jahr 2000 die Geschäftsführung übernahm, wird ständig weiter entwickelt. Diese Homepage ist eine Visitenkarte der Firma Nebel und eine Übersicht der gesamten Produktpalette. Hier finden Sie neben zahlreichen Abbildungen auch Preislisten, Artikelbeschreibungen und Datenblätter einzelner Artikel zum Herunterladen. Die laufende Betreuung und Weiterentwicklung gewährleistet, dass wir unseren Kunden mit dieser Möglichkeit ein durchaus taugliches Instrument in die Hand geben, welches bei der Entscheidungsfindung für verschiedene Materialien äußerst hilfreich sein kann.



Foto: BMWA
Eine besondere Freude durften wir erleben, als Herr Pierre Simeons von Bundesminister Dr. Martin Bartenstein die Auszeichnung zur Führung des Österreichischen Staatswappens im geschäftlichen Verkehr überreicht bekam.


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